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Britannia, die römische Göttin der Provinz Britannien

Britannia ist die antike römische Personifizierung der Insel Britannien. Der Name leitet sich von „Pretani“ ab, dem bretonischen Namen für die Insel (Brettonisch ist die keltische Sprache, die unter anderem der Ursprung des Walisischen ist). Der erste Römer, der (offiziell) dort ankam, war Julius Caesar, der Gallien satt hatte und am 26. August 55 v. Chr. in Kent landete, obwohl er und seine beiden Legionen sich dort nur ein wenig aufhielten. Im nächsten Jahr kehrte er mit größerer Streitmacht zurück, obwohl Britannien erst 43 n. Chr., als Kaiser Claudius einfiel, richtig an Rom angeschlossen wurde.

Ein frühes Bild von Britannia findet sich in der römischen Stadt Aphrodisias, einer der Aphrodite geweihten Stadt im heutigen Südwesten der Türkei. In dieser Stadt gibt es einen Tempelkomplex für die Aphrodite, das Sebasteion, der zwischen 20 und 60 n. Chr. erbaut wurde. Auf einem der langen Reihen von Marmorfriesen werden römische Kaiser als siegreiche Eroberer dargestellt, insbesondere der „barbarischen“ Provinzen. Kaiser Claudius ist mit Britannia auf einem etwas beschädigten Fries abgebildet: Er ist heldenhaft nackt, bis auf einen dramatischen, vom Wind zerzausten Umhang, einen Schwertgürtel und einen Helm, und nachdem er Britannia mit seinem Knie zu Boden gezwungen hat, zielt er mit dem, was wahrscheinlich sein Schwert war, auf sie, um sie zu töten. Sie hebt eine Faust, um ihn abzuwehren – möglicherweise hielt sie einen Dolch darin, aber das ist aufgrund der Beschädigung schwer zu erkennen. An ihrem linken Arm befindet sich ein Riemen für einen Schild, und sie trägt eine kurze Tunika und Jägerstiefel. Ihre Kleidung, die eine Brust frei lässt, ähnelt stark der auf klassischen Amazonendarstellungen. Dies verleiht ihr eine gewisse Noblesse, denn die Amazonen galten als würdige und edle Gegnerinnen.

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Britannias erste (bekannte) Münzdarstellung stammt aus der Zeit Kaiser Hadrians im Jahr 119 n. Chr.; auf diesen Münzen ist sie in Dreiviertelstellung dargestellt, auf einem Felsen sitzend, mit erhobenem rechten Bein, einen Speer haltend, neben ihr ein Schild aufgerichtet. Sie lehnt sich ein wenig nach vorne, um ihr Kinn auf ihre rechte Hand zu stützen, und sieht insgesamt ein wenig niedergeschlagen aus, wie es sich für das Symbol eines (größtenteils) eroberten Landes gehört.

Ein paar Jahrzehnte später, im Jahr 140 n. Chr., sieht Britannia viel mehr wie eine Göttin aus. Sie sitzt im vollen Profil auf dem Felsen, ihre linke Hand hält den Speer (der Schild lehnt wieder an den Felsen) und in ihrer rechten Hand hält sie etwas, das ein Füllhorn oder eine römische Militärstandarte sein könnte. Ihr Kopf ist erhoben und ihr Haar ist wie bei einer stolzen und anständigen Römerin im Nacken zusammengebunden. Eine andere Münze aus derselben Zeit zeigt Britannia in genau derselben Pose, außer dass sie eine kurze Tunika und Bracchae (Hosen) trägt, die im keltischen Stil in kurze Stiefel gesteckt sind. Sie ist immer noch eindeutig weiblich; vielleicht spielt dieses „barbarische“ Outfit wieder auf die edlen, aber besiegten Amazonen an, die in den griechischen Darstellungen manchmal Leggings trugen.

Im späteren Kaiserreich kann man Britannia so darstellen, wie sie dem jeweiligen Kaiser stehend die Hand schüttelt und ihm manchmal einen Kranz für den Sieg überreicht.

Britannia ist, obwohl vergöttlicht, eindeutig nur ein Symbol des Landes; und wie andere personifizierte Orte und Tugenden wurde sie gerne in der römischen Propaganda verwendet. Die Verbindung Britannias mit den Amazonen lässt die römische Eroberung Britanniens fast wie eine traurige, aber notwendige Sache klingen, als ob Britannien, obwohl „barbarisch“, einen Hauch von Adel hätte, den die Römer mit ihrer zivilisierenden Art ans Licht bringen könnten. Und mit der Zeit wird das Bild Britannias viel römischer, mit der vollen Majestät jeder anderen Göttin.

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Nach dem Untergang des Römischen Reichs schien Britannia dazu bestimmt, in Vergessenheit zu geraten. Ein Jahrtausend später wurde sie jedoch in der Renaissance als poetisches Symbol Großbritanniens wiederaufgenommen. Sie erhielt einen Helm und ihr Speer wurde durch einen Dreizack ersetzt, um Englands Seemacht zu symbolisieren, und die Besiegten wurden zu Eroberern. Als Symbol der Macht des Britischen Empire wurde Britannia nicht nur erneut auf Münzen abgebildet, sondern inspirierte auch eine weitere Personifizierung – sie soll die Mutter einer gewissen Zealandia sein, der Personifizierung der Kolonie Neuseeland.